Sonntag, 22. Oktober 2006
Integration: Wovor haben die Gastgeber Angst?
Um die Integrationspolitik konstruktiv mitgestalten zu können, muss man erst einmal verstehen was das Problem ist: Das Problem ist Angst.
Die Gastgeber haben Angst vor den Immigranten, ob es nun sozial hochgestellte Uni-Professoren aus Russland, IT-Facharbeiter aus Indien, oder Manager aus den USA sind, oder ungelernte Kräfte aus Bosnien, Palästina oder Äthiopien.
Die Angst hat zwei Gesichter, die Fremdheit vereint beide: Einmal fühlen sich die zunächst Betroffenen minderwertig, weil jemand aus dem Ausland geholt oder bevorzugt wird, über einen selbst oder einen Kollegen gestellt wird. Und je weniger diese Minderwertigkeit eine Rolle spielen kann, desto wichtiger wird der Faktor 'Zahl': Wenn schlechter ausgebildete Leute zu mir kommen, brauche ich keine Angst um meinen Arbeitsplatz haben, wenn sie aber in Hunderten oder gar Tausenden gleichzeitig auftreten, sieht das anders aus.
Ein erstklassiges Beispiel für das erste Gesicht, in etwas anderer Form, ist der Film "Chocolat".
Eine enzelne Frau tut nichts Böses, wird aber von einigen als 'überlegen' wahrgenommen, und deshalb als Bedrohung bekämpft. Integration ist das nicht.

Einzelne fremde Leute sind aber selten ein echtes Integrationsproblem. Es geht um die Zahlen, sowohl harte Statistiken wie auch um die wahrgenommene Menge.
Ja, es ist verständlich, dass Deutschunterricht an Schulen mit mehr als 85% Ausländeranteil anders aussehen muss, als wenn alle Schüler ein deutschsprachiges Zuhause haben. Wobei der Begriff 'Ausländeranteil' meistens falsch ist, da die Mehrheit dieser Schüler die Deutsche Staatsangehärigkeit hat, oder zumindest haben könnte: In Deutschland geboren und aufgewachsen, und nie länger als 6 Wochen an einem Stück im Ausland verbracht (keine juristische Definition!).
Aber auf einem Schulhof in Regensburg den Bayrischen Dialekt auf dem Schulhof zu verbieten, oder auf einem Schulhof in Leer das Ostfriesisch Platt? Auf die Idee kommt niemand. Und gerade Dietzenbach ("INTEGRATION IN DIETZENBACH"): Als ich 1990 mehrere Monate in Dietzenbach gearbeitet und in einer Pension gewohnt habe, habe ich die Einheimischen abends an der Bar nicht verstanden, kein Wort. Und jetzt soll in den KiTa'n nur noch Deutsch gesprochen werden? Tut mir leid, aber es fällt mir schwer, das zu glauben. Aber Hessisch ist mit Sicherheit etwas anderes als Deutsch, und wenn ich, mit schon damals sehr guten Deutschkenntnissen, nichts verstanden habe, welche Chancen haben denn 5-jährige, auch wenn sie richtig gut Deutsch könnten? Oh, ich weiß, die meisten die ein Dialekt sprechen können auch zumindest etwas Hochdeutsch, aber das können die meisten anderssprachigen Kinder auch. Nur die Betreuer haben ein Problem, da sie meistens den Dialekt der Gegend etwas beherrschen, die vielen Fremdsprachen allerdings nicht.

Und wenn man dann die zahlen sieht, kann man wirklich Angst kriegen. Weil "meine Knder" sollen natürlich Deutsch lernen, aber wenn 85% der Klasse diese Sprache schlechter beherrscht als "mein Kind", wird es nicht allzuviel dazulernen können, da die Förderung dafür draufgeht, die fremdsprachig aufgewachsenen Kinder zunächst mal mehr Deutsch beizubringen.
Aber das ist eigentlich ein ähnliches Problem wie die Hochbegabten-Förderung, weil Kinder, die im deutschsprachigen Umfeld aufgewachsen sind, im gewissen Sinne 'hochbegabt' im Deutsch-Unterricht sind.

Ein Amerikanisches Mädchen, das bei mir im Gymnasium Unterricht hatte, hatte natürlich im Englisch-Unterricht Langeweile. Da durfte sie dann die Blumen der Schule gießen, genauso wie auch ich in der Grundschule ebim Rechnen. Das war die 'Hochbegabten-Förderung' vor 30 Jahren, von einigen, einzelnen Lehrern abgesehen.

Die Ansprüche an unserer Lehrerschaft sind schon hoch; erfüllt werden sie keinesfalls, auch weil die Qualität der Lehrerausbildung schwer nachgelassen hat.
Aber trotzdem, wenn die Lehrer über alle klassen verteilt kleinere Gruppen zugeteilt bekommen (heißt: mehr Lehrer), können individuelle Lehrpläne aufgestellt und durchgeführt werden, und jedes kind kann seine Schwächen ausmerzen, ob Deutsch oder Mathematik, ob normal begabt oder auch nicht.
Dass wir mehr Geld in unserer Bildung werden investieren müssen ist anscheinend unbestritten, dann lasst es uns doch richtig machen.

Und: An meinem Gymnasium gab es Ende der 70-er eine Integrationsklasse, mit Kindern in unserem Alter die aber aus dem Ausland kamen (aus unterschiedlichen Gründen) und deshalb Integrationsunterricht bekamen: Viel Sprachunterricht, aber auch Mathematik, Physik, Biologie, und so. Schlecht war das nicht, und wenn ein Integrationsschüler schnell genug war, konnte er fließend in den Normalunterricht wechseln, bei Bedarf auch für nur einzelnen Fächer. Eine Idee?

Es ist unsere Erdkugel; passt auf sie auf!

ZurBesinnung

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