Samstag, 7. Oktober 2006
Eine (kurze) Elegie auf den Datenschutz
"Sicherheit ist wichtiger als Datenschutz." Kommentar von Christoph B. Schiltz auf den Artikel "FBI erhält Zugriff auf europäische Passagierdaten" in der "Welt".
Das sagt doch alles. Genau mit diesem Argument haben die Amerikaner mittlerweile sogar fast die Menschenrechte neu definiert (Der US-Senat hat der Regierung weit reichende Vollmachten für die Fortsetzung der geheimen CIA-Programme eingeräumt.).
Und vor ein Paar Tage noch habe ich den Film "Der Staatsfeind Nr. 1" (1998!) gesehen, der wunderbar erschreckend darstellt, wie man als Ahnungsloser unter die Räder kommen kann.
Und jetzt soll der CIA meine Kreditkartennummer übermittelt werden, wenn ich in die USA fliegen will? Damit mir die Karte gesperrt werden kann, wenn ich beim Umsteigen in Heathrow zu nah an einem vielleicht-mutmasslichem Terroristen vorbeigelaufen bin? Oder damit die FBI erfragen kann, ob ich vielleicht bei amazon.de eine Kopie des Korans gekauft habe?

Danke, aber ohne mich. Amerika ist zweifellos ein schönes Land, und die vielen Amerikanischen Bürger die ich kennengelernt habe sind ausnahmslos nette Leute, aber so lange George W. Bush und diese Bespitzelung kein Ende haben, werde ich privat die Vereinigten Staaten nicht besuchen. Und hoffentlich wird es auch geschäftlich vermeidbar bleiben in die USA zu reisen.
Ich möchte nicht wissen, wieviel die Amerikanischen Geheimdienste schon über mich wissen könnten, sollten sie sich entscheiden ein Interesse an mich zu haben.

Der Datenschutz hat ausgedient. Informationelle Selbstbestimmung ist nur noch ein hohler Begriff. Das vermeintliche Wohl vieler ist höhergestellt als das Recht einzelner. Und nicht nur in den USA.
Oder auch: Die Staatsmacht ist wichtiger als seine Bürger. Nur widerspricht das ein Wenig meine Definition von Demokratie.

Georg Orwell's 1984 lässt grüßen...

Es ist unsere Erdkugel; passt auf sie auf!

ZurBesinnung

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